Thursday, 6 November 2014

Die Dreigroschenoper

Autor: Bertold Brecht
Musik: Kurt Weill
Theater: Hessisches Staatstheater Wiesbaden
Regie: Thorleifur Örn Arnarsson
Premiere: 13.09.2014




Inhalt: 
Auf der einen Seite steht Großunternehmer Peachum, der ein florierendes Geschäft führt, indem er seine »Mitarbeiter« als möglichst bemitleidenswerte Bettler ausstaffiert und inszeniert, um möglichst hohen Gewinn zu erzielen. Auf der anderen Seite agiert Mackie Messer als Chef der Gangster: Seine »Angestellten« besorgen für ihn Mord und Diebstahl, denn »nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm«.
Jetzt hat Mackie einmal selbst einen (ganz besonderen) Coup gelandet und Peachums nicht nur seligstes, sondern auch einträglichstes Gut – die schöne Tochter – geraubt. Und zudem geheiratet! Er wird ihr Luxus bieten – und pure Romantik, so denkt es sich Polly. Doch für ihren Vater ist diese Verbindung untragbar. Und Peachum ist gerissen, er weiß, die Welt zu lenken. Mackie wird büßen müssen.

was mir gefallen hat: Gleich zu Beginn wird ganz klar gemacht: Wir tun hier alle so als würden wir die Dreigroschenoper geben aber komm ja nicht auf die Idee nun mit einer "echten" Geschichte unterhalten zu werden. Der erfahrene Theatergänger nickt nun wissend und denkt an den berühmten V-Effekt von Brecht. Und dieser Effekt bestimmt jede einzelne Szene was zeitweise extrem lustig sein kann (z.B. mitten in der Handlung "Oh, der lange Tisch. Ist der aus der Oper? Ja, "Frau ohne Schatten" Schön!).

was mir nicht gefallen hat: Aufgrund der vielen visuellen wie auch stilistischen Scherze rücken die eigentliche Handlung und die Musik komplett in den Hintergrund. Bis der Abend so richtig in die Gänge kommt, vergeht auch etwas Zeit (Sitzfleisch sollte man bei 190min und der Pause nach 130Min sowieso mitbringen). Die Textverständlichkeit auf den billigen Plätzen lies mal wieder zu wünschen übrig aber das ist ein altes architektonisch bedingtes Problem.



Fazit: Wenn man willens ist sich mit Brecht's Theaterkonzepten auseinanderzusetzen dann ist der Abend ein Fest. Die Theaterwissenschaftlerin in mir hat eine riesige Party gefeiert.
Ich musste zugegebenermaßen erst warm werden mit dem Stil der Inszenierung aber dann habe ich viel gelacht (als einzige in meiner Umgebung, hmm) und war stellenweise ganz hingerissen von den kreativen und genialen Regieeinfällen.
Spannend, anstrengend, lustig, anregend und extrem unterhaltsam - große Klasse!

PS: Besonders nachdenklich gestimmt hat mich ein Moment als Polizeichef Brown, bzw. der Schaupieler Janning Kahnert, mal wieder ausbricht aus seiner Rolle und Peachum anschreit nach dem Motto "Du mit deiner beschissenen Werktreue! Ich bin hier wenn ich mich aufrege doch näher an Brecht dran als du mit deiner schicken Ausgabe!"
Ja, da gehen einem spontan wieder potentielle Hausarbeitsthemen durch den Kopf ;-)

4 comments:

  1. ich bin ein bisschen traumatisiert, was das "brecht'sche" angeht.... damals in der theatergruppe war unsere künstlerische leitung ein bisschen zuuu großer berthold-fan :D

    trotzdem klingt das irgendwie nett...

    ReplyDelete
  2. Meine Fresse! Da geht's ja voll ab!! Ich musste ja grad mal bei Wiki gucken... wenn ich Dreigroschenoper höre denke ich an Mackie Messer und den Haifisch... aber ich glaube, wenn ich nur den Trailer gesehen hätte, hätt ichs nicht erkannt. Bin allerdings auch nicht sooo firm in Theaterstücken. Aber schön das du es gut fandest. Und das mit dem LAchen an manchen Stellen und keiner lacht mit, DAS kenn ich vom Kino... seufz ;)
    LG Dani

    ReplyDelete
  3. Interessant. Könnte mir auch gefallen.

    ReplyDelete
  4. Das klingt gut :D Bis auf 130 Minuten bis zur Pause...

    ReplyDelete