Autor: Peter Handke
Theater: Staatstheater Mainz
Regie: Jan Philipp Gloger
Premiere: 20.09.2013
Inhalt: „Das Stück ‚Kaspar‘ zeigt nicht, wie ES WIRKLICH IST oder WIRKLICH WAR
mit Kaspar Hauser. Es zeigt, was MÖGLICH IST mit jemandem. Es zeigt, wie
jemand durch Sprechen zum Sprechen gebracht werden kann“, schreibt
Peter Handke. Er nimmt den historischen Fall des geheimnisvollen
Findlings zum Anlass und erzählt den Prozess seiner Zivilisierung, die
in Zerstörung der Identität mündet. Es „könnte auch ,Sprechfolterung‘
heißen“, sagt Handke und untersucht die Geburt der Phrase aus dem Geist
der Konsensfähigkeit: Sprache als Zugang zur Zivilisation um den Preis
von Abrichtung in der Massengesellschaft. Aber auch Sprache als Klang,
Struktur, physisches Erzeugnis. Gleichzeitig thematisiert „Kaspar“ das
Theater selbst. Eine Figur wird in Regie genommen, identifiziert sich
schließlich mit ihrer Rolle. Erstaunlich daran ist, wie
Erwartungsmechanismen unterlaufen werden, ein von Bühnenrealistik
entblößtes Theater aber auch dessen Verfasstheit und Bedingungen als
Medium spiegelt. Nach Jahren selbstverständlichen Sprechens auf den
Bühnen des Staatstheaters machen wir mit „Kaspar“ Sprache zum Thema. Den
Litaneien, die über Handkes Figur herfallen, wohnt dabei dezidiert
komödiantisches Potenzial inne. Bei aller Abstraktion stecken sie voller
unerwarteter Nonsens-Funde. Eine hell-sichtige Zeitdiagnose, ein
hochvergnügliches Sprach-Spiel und eine boshafte Clownerie.
was mir gefallen hat: Der Abend steigert sich konstant und überrascht gegen Ende auch noch mit einer Grand Prix verdächtigen Show Nummer - die drei Schauspieler agieren absolut fantastisch und haben dafür gesorgt, daß ich auch bei den eher "sperrigen" Szenen dran geblieben bin.
was mir nicht gefallen hat: Ein harter und extrem sprachlastiger Brocken, Handke eben. Mangels einer greifbaren Handlung ist man grade am Anfang auf sich selbst gestellt und versteht bei manchen Szenen nur Bahnhof.
Fazit: Bin ohne jegliche Erwartung ins Theater gegangen, hab mich nach der Lektüre des eher verquasten Einführungstextes leicht gefürchtet und konnte auch zuerst mit dem Abend eher wenig anfangen...aber dann, dann wurde es immer skuriler, witziger, intelligenter, kritischer und die Schauspieler immer besser. Am Ende war ich begeistert! Ein schwer greif- und begreifbares Stück aber spannend und in einer sehr gelungenen Inszenierung.
PS: Hier noch der Link zum Trailer...bin mal wieder zu blöd ihn hier einzubetten. Und das Lied kann man sich auch noch anhören - ist sehr unterhaltsam (ab 1:20)!
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