Sunday, 26 October 2014

Superhero

Vergangene Woche hatte ich die besondere Gelegenheit zwei Theateraufführungen die auf demselben Buch basieren in unterschiedlichen Versionen zu erleben und direkt vergleichen zu können, eine spannende Erfahrung (die Frage warum sich die benachbarten Häuser in Wiesbaden und Mainz nicht besser absprechen bleibt offen)!

Superhero

Autor: Anthony McCarten
Inhalt: Donald Delpe ist vierzehn Jahre alt und wie bei allen Vierzehnjährigen kreisen seine ­Gedanken nur um ein Thema: Sex. Aber ein Mädchen ­kennen zu lernen ist schwer, wenn man ein so schräger Vogel ist wie er: Stöpsel in den Ohren, Strickmütze tief in die Stirn gezogen, treibt er ziellos durch die trostlosen Straßen seiner Stadt. Donald hat Krebs. Durch die Therapie hat er alle Haare ver­loren. Nicht eben leicht, mit dem Aussehen ein Mädchen ­anzusprechen. Und ihm bleibt nur noch wenig Zeit. Helfen kann da nur einer: Miracleman, ein unverwundbarer Superheld, den Donald selbst erschaffen und gezeichnet hat. Donald verschwindet immer tiefer in ­seiner Comic-­Parallelwelt, wo alles möglich scheint, was die reale Welt nicht bietet. Erst der verklemmte ­Psychologe Dr. Adrian King ­erkennt nicht nur das ungewöhnliche Talent ­seines Patienten, ­sondern auch dessen Sehnsüchte. Mit unorthodoxen Mitteln will er seinem Patienten den ­letzten großen Wunsch erfüllen, auch wenn das seine Karriere gefährden könnte...

Staatstheater Mainz


Regie: Markolf Naujoks
Premiere: 10.10.2014

was mir gefallen hat: Die nur vier Schauspieler wechseln von Rolle zu Rolle und dies immer glaubwürdig und überzeugend. Da braucht es kaum Kulisse oder Kostüm, fantastisch.
Ich hatte große Angst vor dieser vormittäglichen Schulaufführung: Zwei Klassen von ca. 14 Jahren und dann "ficken" in jedem zweiten Satz...aber, oh Wunder, es herrschte Ruhe und alle waren voll mit dabei, Chapeau!

was mir nicht gefallen hat: Tatsächlich fand ich alles rundherum gelungen.


Staatstheater Wiesbaden




Regie:
Iris Limbarth
Musik und Liedtexte: Paul Graham Brown (deutsch von Nina Schneider)
Premiere:

was mir gefallen hat: Die Szene wenn Vater und sein todkranker Sohn zusammen einen Joint war anrührend.

was mir nicht gefallen hat: Es ist immer schwer ein junges Ensemble das aus vornehmlich engagierten Laien besteht zu kritisieren, aber ich wage es trotzdem. Die Musik ist belanglos, das Rappen wirkt angestrengt, der Gesang war in der von mir besuchten Aufführung nicht auf der Höhe und die mangelnden schauspielerischen Fähigkeit fallen bei einer traurigen Story einfach zu sehr ins Gewicht. Die Balance zwischen Humor und Trauer und Realität und Comicwelt, verwässert hier.


Fazit:
Es ist schon erstaunlich um wie viel glaubwürdiger ein Schauspieler von 33 Jahren in Mainz einen 14Jährigen mimt im Vergleich mit einem real 16Jährigen in Wiesbaden.
Ein Stück das im Moment vollkommen zu recht populär ist - warum man jedoch ein Musical draus machen musste, bleibt mir schleierhaft. Die Mainzer Inszenierung schafft es trotz der derben Sprache eine zarte, nahtlos fließende, humorvolle und bewegende Geschichte zu erzählen die auch für Erwachsene relevant ist. Im Musical versinkt alles in einem Einheitsbrei aus lahmer Tanzerei und Texten wie "Sex ist ein Wettkampf bei dem beide den anderen gewinnen lassen wollen", hmmpf.

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